::: Restaurierung eines alten Garlando-Kickers
Diese Seite beschreibt die Restaurierung eines alten Garlando-Kickers. Das Gerät stammt nach Angabe von Garlando etwa aus dem Jahr 1970. Nachdem der Tisch vor der Restaurierung schon nicht mehr mit Garlando-Figuren ausgestattet war, wurde er nach der Restaurierung mit Lettner-Figuren ausgestattet. Weil die Korpusteile aufgrund des schlechten Zustandes der Originalteile ohnehin aus neuem Material nachgebaut wurden, konnte bei den Lagerbohrungen darauf geachtet werden, dass die für Soccer-Figuren benötigten Maße eingehalten werden. Das Ziel des Projektes war also keine möglichst orignalgetreue Restaurierung, sondern der Erhalt eines spielbaren Kickertisches - was man wohl als gelungen bezeichnen darf! Gekostet hat die Restaurierung ungefähr 350 Euro, wobei zu berücksichtigen wäre, dass das eine oder andere Material dank Beziehungen zu günstigeren als den üblichen Preisen bezogen werden konnte. Die aufgewandte Arbeitszeit ist - wie bei solchen Projekten üblich - leider nicht nachvollziehbar. Um einen Eindruck zu vermitteln: In einer Phase über etwa drei Wochen wurde jede freie Sekunde genutzt, um am Tisch weiter zu arbeiten - und das auch schon einmal bis spät in die Nacht! - Das Projekt wird auch auf der Seite des Baumeisters vorgestellt: http://www.ir-design.de
::: Der Korpusnachbau - Unterteil und Oberteil
Weil sich die Holzteile in einem extrem schlechten Zustand befanden, wurde der Korpus neu gebaut. Dabei dienten die alten Bauteile als Schablone, so dass die neu erstellten Teile grundsätzlich identische Kopien der ersetzten alten Teile sind. Ausnahme: Weil kein Münzer mehr eingebaut wurde, wurde natürlich auch der Ausschnitt für den Münzereinbau im Unterteil des Korpus ganz weg gelassen. Verwendet wurde beim Nachbau ausschließlich Multiplex - am ganzen Kickertisch ist kein einziges Stückchen MDF verbaut. - Ober- und Unterteil sind komplett verdübelt und verleimt, weil möglichst wenige geschraubte Verbindungen eingesetzt werden sollten. Von außen werden nur die innen liegenden Metallecken für den Verschlussmechanismus befestigt.
::: Oberflächen und Spielfeld
Die Innenwände sind komplett HPL-beschichtet worden. In Ermangelung einer eigenen Presse wurde damit ein Schreiner beauftragt. Von außen ist der Korpus nicht beschichtet, sondern vollständig lackiert. Weil keine Lackierpistole zur Verfügung stand, wurden bei der Lackierung Sprühdosen eingesetzt. Für ein hochwertiges Ergebnis wurden diese Arbeitsgänge absolviert:
- der Untergrund wurde mit Spachtel und Spritzspachtel vorbehandelt
- intensives und sehr sorgfältiges Schleifen - anfangs mit 400er-Trocken- und später mit 1000er-Nassschleifpapier
- es wurden insgesamt 3 Farbschichten gesprüht; nach jeder Lackierung wurde mit 2000er Nassschleifpapier nass geschliffen
- die abschließende Klarlackschicht besteht auch wieder aus 2-3 Farbaufträgen; auch hier wurde wieder nach jedem Arbeitsgang neu geschliffen, um später den gewünschten Glanzeffekt zu erzielen
- zum Schluss wurden die Oberflächen mit einer Poliermaschine behandelt
Wo beim Original-Tisch die Kanten mit Aluminium-Profilen verkleidet waren, wurde dies bei den neuen Bauteilen kopiert. Die hierfür verwendeten Aluminiumprofile haben im Normalfall Abmessungen von 6 m Länge bei 3 cm Breite und 3 mm Stärke. Für das Unterteil musste außer der exakten Länge der benötigten Streifen nicht viel zugeschnitten werden. Beim Oberteil war dies anders, weil die Seitenwandstärke hier keine 3 cm beträgt. Der Überstand wurde mit erheblichem Aufwand mit einem Bandschleifer entfernt. - Befestigung an den Kanten: Die Aluminiumprofile wurden mit Sikaflex 221 geklebt. Verarbeitung: Wichtig ist nur, dass der Kleber auf fettfreien Klebeflächen überall gleichmäßig verteilt ist und das Material später unter leichten Druck gut austrocknen kann. Danach ist eine feste Verbindung garantiert. Weil Sikaflex extrem gut haftet, sollten bei der Verarbeitung Handschuhe getragen werden und genügend saubere Lappen zum Abwischen von ausquellendem Kleber zur Verfügung stehen.
Das Glasspielfeld, die Ecken und die Befestigungsschrauben für die neuen Beine sind Original-Ersatzteile, die bei der Garlando-Vertretung in Mülheim an der Ruhr bezogen wurden. Interessant: In dem alten Tisch lassen sich ohne jedes Problem Glasplatte und Rampen eines Garlando-Tischmodells von heute verwenden - Änderungen hat es bei den Spielfeldmaßen im Laufe von etwa 40 Jahren also nicht gegeben!
::: Beine und Anbauteile
Die alten Holzbeine waren krumm und teils auch stark beschädigt und wurden bei der Restaurierung durch neue Beine ersetzt, die aus einfachem Nadelholz genau nach dem Vorbild der alten Beine gebaut wurden. Diese neuen Beine wurden dann noch einmal durch in den Korpus-Ecken montierte Metallbeine ersetzt, um einen noch schwingungsfreieren Stand des Tisches zu erreichen. Die Metallbeine bestehen aus einer Rechteckstange aus Stahl mit den Maßen 100x100x3mm. Dieses Ausgangsmaterial wurde komplett selber geschnitten, gebohrt, geschweißt (Montageplatte der Füße) und mit Klarlack versiegelt. Vorher musste aus optischen Gründen eine extrem harte Zinklegierung entfernt werden.