::: Billigstangen - Markenstangen

Zunächst einmal sind ausgesprochene Billigstangen und Markenstangen zu unterscheiden. Bei Billigstangen kostet eine Stange um die 10 Euro - manchmal gibt es sogar komplette Stangensätze mit 8 Stangen für 40-50 Euro. Bei diesen Stangen wird allerdings immer wieder berichtet, dass sich die Verchromung schnell von den Stangen löst, was wohl auf eine liederliche Vorbereitung (Reinigung) der zu verchromenden Stange schließen lässt. Außerdem darf man vermuten, dass die Chromschichtstärke nicht allzu hoch ist und damit die Verchromungsqualität eher einer Glanz- oder Schmuckverchromung entspricht als der Hartverchromung einer guten Stange, die wesentlich stärker und belastbarer ist. Solange die Stangen gerade bleiben, ist eine fehlende Chromschicht mehr oder weniger ein optischer Mangel. Hohlstangen dieser Qualitätsstufe sind allerdings auch nicht sehr verbiegeresistent.

Stangentest: Mitte 2009 habe ich 10 verschiedene Stangen auf ihre Belastbarkeit testen können. Die Ergebnisse finden sich hier.

::: Markenstangen-Qualitäten und -Preise

Die 16 mm-Vollstange aus dem Hause Leonhart und Lehmacher ist langjährig bewährt und die Verchromungsgüte hoch. Schwieriger wird es bei der Hohlstange. "Normale" Hohlstangen sind aus dem gleichen Stahl wie die Vollstangen gefertigt und daher nicht so stabil wie ihre Vollstangengeschwister. Sie kosten etwa 17-19 Euro pro Stange (wie auch die Vollstangen). Auch die Fireball-Hohlstangen gehören zu dieser Qualitätsstufe. Die Firma Lehmacher bietet für Tecball und P4P besonders hochwertige Hohlstangen an, die sogar verbiegeresistenter sind als die "alten" Vollstangen. Weil hier eine besondere Stahllegierung zum Einsatz kommt, sind diese Stangen allerdings auch drastisch teurer - der Stangenpreis wird kurzerhand mehr als verdoppelt. Schließlich hat die Firma Leonhart kurz vor Jahresende 2007 mit der Powerforce-Stange eine qualitativ verbesserte Hohlstange zu einem Preis von etwa 22 Euro auf den Markt gebracht. Diese Stange gibt es auch in einer noch besseren induktiv gehärteten Qualität als Modified Powerforce-Stange zu einem Preis von etwa 28 Euro/Stange.

::: Contus - die neue Markenstange

Im Frühjahr 2009 ist eine neue Stange erschienen, die qualitativ mehr als interessant ist: In Verbiegesteifigkeit und Oberflächengüte hält die Contus L4 mühelos mit den besten derzeit angebotenen Stangenqualitäten mit. Mit einem Preis von nur 20,50 Euro/je Stange ist die Contus L4 dazu noch deutlich billiger als die bisher erhältlichen Highend-Stangen. War Stangenkauf bisher weitgehend Vertrauenssache, ist die Contus-Stange mit einem eingeätzten Logo versehen. Verwechslungen oder Täuschungsversuche sind damit ausgeschlossen. - Erhältlich ist die neue Stange über Kicker-Klaus, das auch für die Produktion verantwortlich zeichnet. Nähere Informationen sind auch über contus.de abrufbar.

::: Stangen verschiedener Qualität mischen?

Perfektionisten werden mit diesem Vorschlag schlecht leben können: Vielleicht ist es eine Überlegung wert, Stangen zu mischen. Die besonders belasteten Verteidiger- und Angriffsreihen könnten dann mit besseren, die weniger belasteten Torwart- und 5er-Reihen mit "normalen" Hohlstangen bestückt werden. Wenn nichts gegen den Einsatz von Vollstangen spricht, können natürlich auch die vergleichsweise immer stabilen Vollstangen verwendet werden. Ist eine solche Stange einmal "krumm gespielt", ist Ersatz hier immerhin relativ günstig zu besorgen. Keine gute Entscheidung wäre das allerdings für solche Spieler, die vorhaben, auf ihrem eigenen Tisch auch für Turniere zu trainieren.

::: Qualitätsprobleme?!

Ist die Frage der Stangenwahl nach den eigenen Bedürfnissen noch relativ leicht zu beantworten, kann man dennoch Überraschungen erleben, wenn man die Stangen endlich in den Händen hält oder in den Tisch eingebaut hat. Bei in Fernost (genauer: China) produzierten Stangen ist jede neue Lieferung ein Überraschungspaket, das irgendwo zwischen akzeptabler Qualität und grober Mangelhaftigkeit liegen kann. Häufige Probleme sind:
  • zu geringe Verbiegefestigkeit (sprich: die Stahllegierung ist zu weich)
  • krumme Stangen
  • mangelhafte Verchromung (grobe Oberfläche, sehr dünn, blättert ab)
  • ungenaue Bohrungen
  • nicht genau eingehaltener Durchmesser
Selten kann ein und dieselbe Stange sogar Bereiche mit unterschiedlichen Durchmessern aufweisen. Ist die Stange zu dünn, beginnen Figuren trotz fester Verschraubung seitlich zu wackeln. Die Folge ist, dass ein Tictac-Spiel kaum noch möglich ist, da der Ball an den wackelnden Figuren ständig gebremst wird. Auf zu dicke Stangen können dagegen die Figuren gar nicht erst aufgeschoben werden.
Leider zeigt die jüngere Vergangenheit, dass der Stahlhunger des globalisierten Weltmarktes auch die deutschen Markenhersteller nicht verschont. Inzwischen hat jeder Hersteller schon einmal versucht, seine Kickerstangen aus anderen als den gewohnten Quellen günstiger zu beziehen. Da die Stangen keine Herstellerzeichen tragen und für den Laien optisch daher nicht zu unterscheiden sind, bleibt ungewiss, ob denn nun die gelieferte Stange tatsächlich der erwarteten Qualitätsstufe entspricht. In der Kicker-Szene gibt es daher nicht umsonst Berichte von Rost an High-Tech-Stangen, von zu weichen oder von zu dicken oder zu dünnen Markenstangen und Mängeln in der Verchromung. Ein Beispiel: Während diese Zeilen geschrieben werden (November 2008), sind die "normalen" Leonhart-Hohlstangen ganz aus dem Angebot des Herstellers verschwunden, weil sie in akzeptabler Qualität derzeit nicht lieferbar sind - selbst der Turniersieger wird als klassischer Hohlstangentisch aktuell mit Vollstangen ausgeliefert! Immerhin spricht es für die Seriosität der Anbieter, wenn solche Stangen nicht trotzdem verkauft, sondern stattdessen vom Markt genommen werden.
Beim Stangenkauf lohnt sich also durchaus ein kritischer Blick auf die gelieferte Ware und ggf. eine Reklamation beim Verkäufer - selbst oder gerade dann, wenn die gelieferte Ware Quallitätsstangen sein sollten.